Am 14. November 1907 wurde Astrid Anna Emilia Ericsson als zweites Kind des Pfarrhofpächters Samuel August Ericcson und seiner Frau Hanna in Näs bei Vimmerby in Schweden geboren. Sie wuchs zusammen mit ihren Geschwistern Gunnar (*1906), Stina(*1911) und Ingegerd (*1916) auf dem Pfarrhof auf, den ihr Großvater 1895 gepachtet hatte und der noch bis 1965 von ihrem Bruder Gunnar bewirtschaftet wurde.

In ihrem Buch „Das entschwundene Land“ hat Astrid Lindgren über ihre Kindheit geschrieben (S. 34):

„Gunnar, Astrid, Stina und Ingegerd, so hießen die Erikssonskinder auf Näs. Es war schön, dort Kind zu sein, und schön, Kind von Samuel August und Hanna zu sein. Warum war es schön? Darüber habe ich oft nachgedacht und ich glaube, ich weiß es. Zweierlei hatten wir, das unsere Kindheit zu dem gemacht hat, was sie gewesen ist – Geborgenheit und Freiheit. Wir fühlten uns geborgen bei diesen Eltern, die einander so zugetan waren und stets Zeit für uns hatten, wenn wir sie brauchten, uns im Übrigen aber frei und unbeschwert auf dem wunderbaren Spielplatz, den wir in dem Näs unserer Kindheit besaßen, herumtollen ließen. (…) Diese Freiheit zu haben hieß aber keineswegs ständig frei zu haben. Dass wir zur Arbeit angehalten wurden, war die natürlichste Sache von der Welt. Schon mit sechs Jahren mussten wir beim Rübenverziehen und Rupfen der Brennnesseln für die Hühner helfen.“,

Nach ihrem Schulabschluss begann sie 1924 ein Volontariat bei der Zeitung „Wimmerby Tidningen“ in Vimmerby. Im Frühling 1926 zog sie als Achtzehnjährige für eine Sekretärinnenausbildung nach Stockholm, ungewollt schwanger und mit großer finanzieller Not kämpfend. Im Dezember 1926 wurde ihr Sohn Lars in Kopenhagen geboren. Er verbrachte seine ersten drei Lebensjahre bei Pflegeeltern in Dänemark, während Astrid Lindgren ihre Ausbildung beendete und 1927 ihre erste Stelle als Sekretärin bei der Radioabteilung der Schwedischen Buchhandelszentrale antrat. 1928 wurde sie Sekretärin im Königlichen Automobilclub, wo ihr späterer Ehemann Sture Lindgren als Bürovorsteher arbeitete.

In dieser Zeit versuchte sie, ihren Sohn Lars zu besuchen so oft sie es sich leisten konnte. Als seine dänische Pflegemutter erkrankte, brachte sie ihn für ein Jahr zu ihren Eltern nach Näs. In einem Gespräch mit ihrer Biographin Margareta Strömstedt sagte Astrid Lindgren einmal:

„Ja, ich bin der Ansicht, dass es eine Art Pioniertat war, als ich meinen unschuldigen Sohn in eine Kleinstadt brachte, wo man es nicht gewohnt war, dass ledige Mütter ihre Kinder als genauso große Wunder präsentieren wie alle anderen Kinder auch.“
(aus Margareta Strömstedt: Astrid Lindgren – ein Lebensbild, S. 201)

Im April 1931 heiratete sie Sture Lindgren. Zusammen mit ihrem Sohn Lars wohnten sie in Stockholm, wo Astrid Lindgren weiterhin als freiberufliche Redakteurin für den Automobil-club tätig war. Im Mai 1934 wurde die Tochter Karin geboren. Von 1937 an arbeitete Astrid Lindgren als Stenographin für den Kriminalisten Harry Södermann. Die Familie Lindgren zog im Jahr 1941 in eine Vierzimmerwohnung in der Dalagatan um, in der Astrid Lindgren bis zu ihrem Tod wohnte.

Für ihre Tochter Karin erfand Astrid Lindgren die Geschichten von Pippi Langstrumpf:

„1941 lag meine Tochter Karin krank im Bett und eines Abends sagte sie: „Erzähl mir was von Pippi Langstrumpf.“ Es war ein Name, der ihr grade in diesem Augenblick durch ihren fieberheißen Kopf geschossen war. Ich tat ihr den Gefallen und dachte mir eine närrische Range aus, die zu dem Namen passen konnte, und musste bald entdecken, dass uns eine Pippi ins Haus geschneit war, die wir nicht wieder loswerden konnten. 1944 wurde sie gedruckt, einerseits abgelehnt, andererseits preisgekrönt, jedenfalls lag sie plötzlich in den Buchhandlungen. Manche hielten sie für „etwas Unbehagliches, das an der Seele kratzt“, andere schlossen sie seltsamerweise ins Herz. Die Kinder taten es und für sie hatte ich ja geschrieben. Oder, richtiger gesagt, für das Kind in mir, das noch immer nach Büchern hungert. Dieses Kind entdeckte mit Jubel – ja du liebe Zeit! -, Bücherschreiben macht ja genauso viel Spaß wie sie lesen!“
(aus Astrid Lindgren: Das entschwundene Land, S.74)

Mit ihrem ersten Buch, dem Mädchenbuch „Britt-Mari erleichtert ihr Herz“ gewann Astrid Lindgren 1944 den 2. Preis in einem Wettbewerb des Verlags Raben & Sjögren; ein Jahr später gewann sie mit „Pippi Langstrumpf“ den 1. Preis bei einem weiteren Wettbewerb dieses Verlages. 1946 begann sie eine Halbtagstätigkeit als Lektorin bei Raben & Sjögren und arbeitete dort bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1970. Außerdem schrieb sie 1946 das Buch „Kalle Blomquist“ sowie das zweite „Pippi Langstrumpf“ Buch. 1947 schrieb sie „Wir Kinder aus Bullerbü“. 1948 folgte das dritte Buch von „Pippi Langstrumpf“. Der Hamburger Verleger Friedrich Oetinger und Astrid Lindgren lernten sich 1949 in Stockholm kennen. Damit begann eine lebenslange Freundschaft. Im Herbst 1949 erschien dann die deutsche Erstausgabe von „Pippi Langstrumpf“.

In den folgenden Jahren schrieb Astrid Lindgren zahlreiche Kinder- und Jugendbücher und erhielt viele Preise und Auszeichnungen weltweit. Etliche ihrer Bücher wurden verfilmt. Nachdem eine erste Pippi Langstrumpf Verfilmung aus dem Jahr 1949 sich weit vom Originalmanuskript entfernte, beschloss Astrid Lindgren, zukünftig an allen Filmen mitzuarbeiten.

1952 starb ihr Ehemann Sture Lindgren. Im Jahr 1965 kaufte sie ihr Geburtshaus in Näs und richtete es wieder so ein, wie es zur Zeit ihrer Eltern ausgesehen hatte. In Berlin wurde 1966 die erste deutsche Schule nach ihr benannt.

Astrid Lindgren setzte sich immer für Menschenrechte, insbesondere für die Rechte der Kinder ein und mischte sich auch in aktuelle politische Debatten ein: so schrieb sie 1976 ihr Steuermärchen „Pomperipossa in Monismanien“, als sie feststellte, dass sie mehr an Steuern und Sozialabgaben zahlen musste, als sie im Jahr verdient hatte. Damit trug sie dazu bei, dass die regierenden Sozialdemokraten zum ersten Mal seit 44 Jahren in die Opposition gehen mussten. 1978 hielt sie anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels ihre viel beachtete Rede „Niemals Gewalt“. 1985 begann sie, sich auch aktiv für den Tierschutz zu engagieren und erreichte, dass 1988 ein neues, verbessertes Tierschutzgesetz in Kraft trat.

1989 wurde in Vimmerby der Freizeitpark Astrid-Lindgren-Welt eröffnet. Zu ihrem 90. Geburtstag im Jahr 1997 überreichte Staatsminister Göran Persson eine Geldsumme von 7,5 Millionen Kronen (das entspricht genau der Summe des Nobelpreises, den Astrid Lindgren nie erhalten hat) für die Einrichtung des Astrid-Lindgren-Garden, der ebenfalls in Vimmerby liegt. Im gleichen Jahr wurde sie zur „Schwedin des Jahres“ gewählt. Nach der feierlichen Preisverleihung sagte Astrid Lindgren:

„Ihr verleiht den Preis als „Schwedin des Jahres“ an eine Person, die uralt, halb blind, halb taub und total verrückt ist. Wir müssen aufpassen, dass sich das nicht herumspricht!“ (aus Margareta Strömstedt: Astrid Lindgren – ein Lebensbild, S. 355)

1999 wurde sie zur beliebtesten Schwedin des Jahrhunderts gewählt.

Am 28. Januar 2002 starb Astrid Lindgren im Alter von 94 Jahren in ihrer Stockholmer Wohnung.

Bibliographie

(Bücher von Astrid Lindgren, die in der Schulbücherei ausgeliehen werden können, sind fett geschrieben; Stand Sommer 2007)

Kinder- und Jugendbücher

Britt-Mari erleichtert ihr Herz (1944)
Kerstin und ich (1945)
Pippi Langstrumpf feiert Weihnachten (1945)
Hej, Pippi Langstrumpf!
Pippi Langstrumpf geht an Bord (1946)
Pippi in Taka-Tuka-Land (1948)
Meisterdetektiv Kalle Blomquist (1946)
Kalle Blomquist lebt gefährlich (1951)
Kalle Blomquist, Eva-Lotta und Rasmus (1953)
Wir Kinder aus Bullerbü (1947)
Mehr von uns Kindern aus Bullerbü (1949)
Immer lustig in Bullerbü (1952)
Im Wald sind keine Räuber (1949)
Sammelaugust und andere Kinder (1950)
Kati in Amerika (1950)
Kati in Italien (1952)
Kati in Paris (1954)
Mio, mein Mio (1954)
Karlsson vom Dach (1955)
Karlsson fliegt wieder (1962)
Der beste Karlsson der Welt (1968)
Nils Karlsson Däumling (1956)
Rasmus und der Landstreicher (1956)
Rasmus, Pontus und der Schwertschlucker (1957)
Die Kinder aus der Krachmacherstraße (1958)
Lotta zieht um (1961)
Klingt meine Linde (1959)
Tomte Tummetott (1960)
Tomte und der Fuchs (1966)
Madita (1960)
Madita und Pims (1976)
Michel in der Suppenschüssel (1963)
Michel muss mehr Männchen machen (1966)
Michel bringt die Welt in Ordnung (1970)
Ferien auf Saltkrokan (1964)
Die Brüder Löwenherz (1974)
Das entschwundene Land (1975)
Ronja Räubertochter (1981)
Der Räuber Assar Bubbla (1987)

Erzählungen

Als Lisabeth sich eine Erbse in die Nase steckte
Als Klein-Ida auch mal Unfug machen wollte
Pelle zieht aus
Wie gut, dass es Weihnachtsferien gibt, sagt Madita

Bilderbücher von Astrid Lindgren in der Schulbücherei:

Der Drache mit den roten Augen
Weihnachten im Stall
Guck mal, Madita, es schneit
Nein, ich will noch nicht ins Bett
Als Michel den Kopf in die Suppenschüssel steckte
Ich will auch in die Schule gehen
Rupp Rüpel
Als Adam Engelbrecht so richtig wütend wurde
Ich will auch Geschwister haben
Der Tag, an dem Michel besonders nett sein wollte
Na klar, Lotta kann Rad fahren

Bücher über Astrid Lindgren in der Schulbücherei:

Margareta Strömstedt: Astrid Lindgren – Ein Lebensbild (Biographie)
Sabine und Wolfram Schwieder: Wo ist Bullerbü? (Reiseführer)
Jacob Forsell, Johan Erseus, Margareta Strömstedt:
Astrid Lindgren – Bilder ihres Lebens (Bildband)